Taufengel kniend, Lindenholz, um 1700, Gößnitz
Der kniende Taufengel fällt durch seine auffallend schlanke Gestalt auf, die durch das breite, eng um die Taille geschlungene Tuch betont wird. Das eng anliegende Obergewand reicht bis zur Hüfte und hat eine kleeblattförmige, breite Borte am großen Halsausschnitt. Das Untergewand weist eine beträchtliche Stofffülle auf, jedoch nur geringe Falten, anstelle der sonst üblichen starken Bäusche. Der Engel, der auf dem rechten Bein kniet, hat das linke Bein betont nach vorn gesetzt. Es ist mit einem antikisierenden weichen Lederstiefel bekleidet, dessen Umschlag aus blattförmigen Zungen besteht. Das Gesicht des Engels ist von welligem, üppigem Haar umrahmt, das auf die Schultern fällt. Beide Arme fehlen ebenso wie der linke Fuß und die Nase.
Der Engel konnte in seinem fragmentarischen Zustand konserviert werden, um ihn für die Zukunft zu erhalten. Es wurde bewusst auf eine Rekonstruktion der fehlenden Flügel, Arme, des vorderen Fußes und der Nase aufgrund der Authentizität verzichtet, da die Formen der verlorenen Fragmente nicht mehr exakt nachvollzogen werden konnten. Der Engel trägt noch die Reste seiner originalen Farbfassung, auch wenn heute die helle Farbe der Grundierung optisch dominiert und ein Großteil der Farbigkeit verloren ist. Die statisch wichtigen Teile konnten wieder fachgerecht und in historischer Technik befestigt werden (vor allem die gelösten Verbindungen und ehemalige Blockverleimungen). Auffallend große Risse und statisch wichtige größere Holzteile wurden materialidentisch in Lindenholz geschlossen, genauso wie diverse Nagellöcher und Abstoßungen. Die originale Farbfassung ist konserviert worden und störende Flecken bzw. holzsichtige Bereiche wurden zurückhaltend reversibel retuschiert.