Deckenmalerei „Vier weibliche Tugenden“, 1672, St. Nikolaihof Bardowick
Der Sankt Nikolaihof, erstmals 1251 erwähnt, war im Mittelalter das Lepraspital der Stadt Lüneburg. Am Nordrand des Hofes befindet sich das zweigeschossige Organistenhaus, das ehemalige Pastorat der Hospitalkirche. Nach dem Wegfall der Pastorenstelle ab 1818 diente es als Wohnung für den Organisten des Hofes. Der 1672 als Pastorat errichtete Westflügel zeigt in seiner nordöstlichen Kammer aufwändige Deckenmalereien, die die herausragende Gestaltung des Erdgeschosses belegen. In der als Schlafkammer genutzten Raum konnten unter dicken Putzschichten vier Medaillons mit weiblichen Halbporträts freigelegt und restauriert werden. Es zeigte sich, dass die polychromen Bemalungen ursprünglich auch auf die Wände ausgeweitet waren und somit eine einheitliche Raumfassung aus der Bauzeit des Hauses 1672 darstellten. Nach aktuellem Kenntnisstand zeigen sie die drei Tugenden Prudentia (Klugheit), Caritas (Nächstenliebe) und Patientia (Geduld) sowie eine vierte Tugend, die als Hirtin mit Stab, Hut und Hund die Führung und Treue zur Gemeinde symbolisieren könnte. Nach der Abnahme der Putzschichten und Rohrgeflechte wurde die fragile Malerei vorsichtig und unter hohem Zeitaufwand gereinigt und anschließend konserviert. Die zahlreichen Nagellöcher wurden geschlossen und zusammen mit den übrigen Fehlstellen auf der Oberfläche aufwendig retuschiert.
Die Decke im Vorzustand mit Verputz und Freilegefeld
Die Deckenmalerei mit vier weiblichen Tugenddarstellungen aus dem Jahre 1672